Ein Phänomen breitet sich seit ein paar Jahren immer weiter unter dem Metzgerei-, Bäckerei- und sonstigen Fachverkäuferinnennachwuchs aus, ein Phänomen, das im Grunde genommen zwar von erhöhter Freundlichkeit wie auch von Freude am Beruf zeugen kann (oder eher soll), das aber auch irgendwie… seltsam anmutet, zumal dann, wenn es sich oft in kurzen Abständen wiederholt: Nach jeder einzelnen Bestellung
„gerne“
zu sagen. Irgendjemand muss mal damit angefangen haben und dieses Wort seitdem gerne den Nachwuchs-Verkäuferinnen beibringen, um nicht zu sagen eintrichtern. Gerne auch in der Variation
„M-hm, gerne“ oder
„100 Gramm Fleischwurst – gerne.“
Fragt sich, ob der durchaus variierende Zeitabstand zwischen Erkennen und Bestätigen des Kundenwunsches und dem „gerne“ nun eher Rückschlüsse darauf zulässt, wie gerne die Bestellung tatsächlich durchgeführt wird oder doch nur, wie sehr dieses Wörtchen schon verinnerlicht wurde.
Der Zwiebelfisch meinte einmal vor zweieinhalb Jahren gerne dazu:
Heute ist der Kunde nicht mehr König, sondern zahlender Gast im Ferienclub, und der Verkäufer ist der Animateur, der so tun muss, als sei ihm jede Dienstleistung, jede noch so alltägliche Routine ein persönliches Vergnügen. Denn die Parole lautet: Service ist Spaß!
Wenn nun z.B. bei der vierten von sechs Einzelbestellungen das „gerne“ weggelassen wird, bedeutet das nun, dass die Verkäuferin(nen) den Leberkäs gerne lieber selbst gegessen hätte(n)? Ich hoffe doch, sie hatten noch genug übrig, sodass es für alle gerne gereicht hat, denn man will sich ja nicht schlecht fühlen, als hätte man etwa Mund- oder noch schlimmeren Raub gerne (oder ungerne) begangen…
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