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Sprache

Lösung finden

Aus einem Bürgerforum für Anfragen an die Stadtverwaltung:

Hallo mein Name ist c[...] ich bin seit kurzem hier neu zugezogen mir fällt au f ich Wohne [...]strasse  [...]  hier oben gibt es weit und breit nicht's zum Einkaufen kann man da irgendwie eine Lösung finden

Also zumindest eine Buchhandlung sollte man schleunigst dort eröffnen, ich wüsste da schon ein Themengebiet, für das sich die Dame interessieren sollte…

Wohngebiet in einer Kleinstadt eben. Wobei: In ca. 550 m Luftlinie (und 40 m tiefer) hätte sie durchaus einen kleinen Supermarkt, 100 m weiter einen größeren, und der (tagsüber nur stündlich fahrende1) Stadtbus Richtung Innenstadt hält auch in ihrer Nähe. Gut, um mal eben Sonntag früh (wo auch kein Bus fährt) zum Bäcker zu latschen, ist das nichts…

  1. zumindest vormittags soll er künftig übrigens halbstündlich fahren []

Chaos

Beim ersten Start dieses so passend „Mayhem“ genannten simplen Wrestling-Spiels – simpel in den Aktionen, beim Aufrüsten und Weiterkommen umfangreicher und typisch langwierig und typisch „gib doch massenweise echtes Geld aus, damit du schneller vorankommst“-ig a.k.a. Pay-to-win – kommt das Chaos gleich zu Beginn:

Beim zweiten Start war’s dann lesbar (es ging um die Nutzungsbedingungen etc.).

Ein Minispiel, wie man sie manchmal anstelle von Werbeclips in Spielen, die sowas zur Refinanzierung einsetzen, bekommt, ergänzte die banale Langeweile des Spiels – hoffentlich nur hier und nicht im Hauptspiel – um das Chaos der Übersetzung:

Da sollten sie’s doch lieber gleich bleiben lassen. Oder soll das schon einen Eindruck der Qualität des eigentlichen Spiels vermitteln?

Tja, und bei diesen Sicherheitshinweisen bei Amazon fragt man sich, was für ein Chaos wohl ausbrechen mag, wenn man die Kinder nur mal kurz aus den Augen lässt:

Nun gut, bleibt für die erwachsenen Lego-Fans mehr übrig. ;) Noch dazu bei so einem Rabatt…

Verschluckt

Wo graddrig neulich über die Ähnlichkeiten und Unähnlichkeiten von Zahlwörtern in den indoeuropäischen Sprachen sinniert hat, kam mir eine ebenfalls interessante Sache wieder in den Sinn: Der Unterschied zwischen Schreibung und Aussprache.

Beim Deutschen kann man vielleicht sagen, dass es noch halbwegs „originalgetreu“ rüberkommt – meist werden Endungen verschluckt/reduziert, und, nun ja, z.B. „eu“ statt „oi“ zu schreiben, ist auch nicht ideal, da ist die Verwendung von Buchstabengruppen für spezielle, nicht im lateinischen Alphabet enthaltene Laute wie „sch“ (wo manche Sprachen Variationen wie š oder ş nehmen) schon harmlos. Dialekte, wo d‘ scho a weng anders redst ois wia d‘ in da Schui schreim lernst, um Boarisch ois Beispui z’nema1, sind da schon wieder ein Thema für sich, hier soll’s ja um die Hochsprache gehen.

Im Englischen wird’s da schon etwas umfangreicher, wo einige Vokale mal zu Diphthongen werden, mal deutlich anders ausgesprochen werden – z.B. das a in car als langes a, in can oder care als ä, in cane als äi, und in beiden Fällen wird das das End-e gar nicht gesprochen, es ändert nur den Vokal davor. Den man auch anders ändern könnte, etwa wie in fair, das braucht kein End-e für ein ä.

Im Französischen wird dann schon mehr verschluckt, v.a. auch Endungen. Man will ja nicht, dass Marseille wie eine schwäbische Kleinstadt klingt. ;)

Worauf ich aber eigentlich hinaus will. ist das Irische. Das ist nämlich so „gemein“, z.T. ganz schön viele Buchstaben nur zur Kennzeichnung der Aussprache der anderen zu verwenden. Beispiel aus der Wikipedia:

Is maith í comhairle an droch-chomhairligh.

Schon ein haariges Beispiel, denn das „hair“ ist gar keines: gesprochen wird das nur /is mɑh iː koːrˈlʲiː ən droˈxoːrligʲ./, also wie „is mah ii korli (e)n dro-CHORlig“. (Übersetzt übrigens „Gut ist der Rat eines schlechten Beraters.“)

Dagegen sind manche Ortsnamen wie Killarney (killARni) oder Nenagh (neNA) ja noch harmlos. Auch „ceathair“, die Zahl 4, die gnaddrig untersucht hatte, hat ja immerhin noch zwei Silben in der Aussprache kaher (h etwa wie ch in Fach).

Und dabei gab’s ja durchaus gewisse Vereinfachungen (siehe engl. Wikipedia), die Standardisierung und Vereinheitlichung in dern 1940er- und 50er-Jahren machte aus den Varianten „Gaedhealg / Gaedhilg(e) / Gaedhealaing / Gaeilic / Gaelainn / Gaoidhealg / Gaolainn“ ja immerhin „Gaeilge“, wie sich die irische Sprache selbst nennt. Oder auch z.B. beirbhiughadh ⇒ beiriú, imthighthe ⇒ imithe, meadhon ⇒ meán, urdhubhadh ⇒ urú. Ist ja schon mal was. :)

Jedenfalls: So regulär diese Buchstabenflut auch sein mag, gewöhnungsbedürftig ist sie für unsereinen schon. Gut, dass ich kein Irisch lernen muss…

Nun denn, ich hoffe, ihr fandet das auch ein bisschen „spéisiúil“ (spejschul, interessant). „Sea“? (scha, ja) „Tá sé sin go maith“ (to sche schin go ma, das ist gut). Zum Abschluss ein Zungenbrecher:

Ná bac le mac an bhacaigh is ní bhacfaidh mac an bhacaigh leat.

Das transskribiere ich jetzt aber nicht, hört’s euch an (am Ende der Liste)

  1. wo noch gewisse scheinbare Inkonsistenzen hinzukommen: nach oans und zwoa kommt halt doch nicht droa – was daran liegt, wann welcher ei-Lautwandel angekommen ist []

GROẞ

Eszetts Vor 9 Jahren hatte ich darüber geschrieben, dass das große scharfe S seinen Platz im Unicode-Zeichensatz gefunden hat. Und höre und staune, jetzt hat der Rat für deutsche Rechtschreibung das ẞ offiziell gemacht (Meldung als PDF).

Fragt sich jetzt, wie es mit einer Standard-Tastenbelegung für das ẞ aussieht.1 Und wenn man künftig ein Fragezeichen in einem Wort sieht, darf man raten, ob das ein Fehler im eigenen Zeichensatz oder in der Datenübertragung ist oder ob der/die Schreiber(in) versehentlich quasi automatisch die Umschalt- und die ß-Taste zusammen gedrückt hat, wo ja schon immer das Fragezeichen sitzt. ;)

Ach ja, ein paar sehr seltsam anmutende und deshalb praktisch nie benutzte eingedeutschte Fremdwort­schreibweisen hat der Rat zum Glück nun auch wieder zurückgenommen. Also kein Ketschup­joga beim Roulett­wandalismus mehr, juhu!

  1. Nachtrag: Windows 10 bietet anscheinend Umschalt+AltGr+ß []