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Esoterik&Religion

Links der Woche (2008/45)

Im Keller des Löwen

Löwenbräukeller Ich wollte mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen, mal eine Esoterikmesse zu besuchen, wie sie derzeit (noch bis Sonntag) im Löwenbräukeller in München stattfindet, und so hab ich mich heute Nachmittag auf den Weg gemacht – und bestätigt gefunden, dass die Fantasie quasi grenzenlos ist…

Unzählige Aussteller mit Ständen von einem bis einigen wenigen Quadratmetern, gepaart mit über 100 Vorträgen/Workshops (wenn auch manche verschiedenen Tagen wiederholt werden) – viele der Vortragenden sind natürlich auch Aussteller – dürften wirklich für jeden etwas bieten, Hirnzellen und Geld loszuwerden. Einen Vortrag hab ich mir aber nicht angetan, denn zum einen befürchtete ich, mich nicht beherrschen zu können, und zum anderen sind sie überwiegend auf 40 Minuten angesetzt, und das wäre mir dann doch zu lang gewesen, zumal ich auch noch ins Rotlichtviertel musste.1

So hab ich mich darauf beschränkt, nur hier und da an den Ständen etwas mitzuhören und auch das eine oder andere „erklärt“ zu bekommen oder mich einfach nur umzusehen, von Aurafotografie über Duftöle, Edelsteine, Energiepyramiden®, Engelbilder, Handlesen (stilecht im Zigeunerzeltchen), Hexenzubehör, Räucherstäbchen, Kartenlegen, Klangschalen, Kosmetik mit lebendem Wasser (inklusive Gratisproben), Nullpunktenergie-Produkten aus Geschäftsauflösung, meterweise Prophezeiungen bzw. die „Neuoffenbarung“ einer gewissen Bertha Dudde (dank Spenden kostenlos), Regenbogenengel, schamanische Diagnose und Seelenbestseller bis hin zur Geistigen Aufrichtung – alles gut geeignet zur geistigen Abrichtung, gewissermaßen.

Löwenbräukeller: Esoterik-Tage

Ach ja, die Energiepyramiden® (jedesmal mit ® auf dem Info-Zettel) – ein Gestell aus vergoldeten(?) Messing(?)-Stäbchen mit einer kleinen kopfstehenden Pyramide in einer großen, jeweils mit Glasboden. „Der Schlüssel zum 3. Jahrtausend“ – ja hallo, danke für’s Aufsperren, das hätte in der Silvesternacht 2000 ja was gegeben, wenn die Tore verschlossen geblieben wären! Zur Förderung der spirituellen Energien, deren Wirkung mit drei „Aurafotos“ nach verschieden langer Anwendung „belegt“ wurde. Erhältlich in drei verschiedenen Modellvarianten/Größen (ab 18cm) für unterschiedliche Ziele zu Schnäppchenpreisen von 400€ bis 2300€. Na wer da nicht die Geldbörse zückt!

Und am besten gleich dazubestellen: Ein vergoldetes schalenähnliches Gestell namens „Horus®-Brunnen“, das ergänze die Pyramide optimal: 1800€, „zuzügl. Kristallkugel (ab 300€)“. Super-Schnäppchen, aber echt! Da kann der Medien-Markt einpacken! ;)

Beinahe wäre ich dann beim Rundgang gegen eine Frau gestoßen, die halb auf dem Gang hinter einer sitzenden Kundin stand, die Arme halb ausgestreckt und auf Schulterhöhe die Handflächen nach oben gerichtet – minutenlang ohne ein Wort oder eine nennenswerte Bewegung. Nicht auszudenken, wenn ich die energetische Ausrichtung durch einen Rempler gestört hätte! Die freiwerdende Energie hätte das ganze Gebäude vernichten können!

Ein großer Gong stand auch an einem Stand – ich war schon kurz davor, „Anyway the wind blows“ zu singen und kräftig draufzuschlagen2, aber die geistig konzentrierten Kräfte der Klangmystiker haben mich gerade noch davon abhalten können. :P

Und es gab selbstverständlich große Tische mit Werbung zum Mitnehmen, wo ich mich eingedeckt und damit bestimmt für die nächsten Monate genug Material habe… Das Programm von K-TV, dem katholischen Sender aus Österreich, war auch dabei – o Schreck, haben Esoterik und Religion etwa etwas gemein??3

So bleibt mir nur noch, den heutigen Beitrag mit dieser hervorragend passenden Zeichnung von Plognark (via Bad Astronomy) zu schließen:
The stupid, it burns

  1. Südlich des Münchener Hauptbahnhofs gibt’s eine interessante Mischung aus Sex-Shops/Strip-Bars, Glücksspielbetrieben – und Computerläden, die denn auch mein eigentliches Ziel waren. []
  2. so endet „Bohemian Rhapsody“ von Queen []
  3. Ja. Sehr viel sogar. []

„Außerirdisch galaktisch“ oder unterirdisch gelackmeiert?

I Want To Believe Wer glaubt, ProSieben gibt sich mit „Uri Geller live – Ufos & Aliens: Das unglaubliche TV-Experiment“ (über das ich, wie am Sonntag angekündigt, ja auch berichten werde) zufrieden, irrt, denn Nina Hagen, nur nach eigener Aussage „übrigens halb Mensch, halb Engel“ und bereits Gast in Uris transgalaktischer Telepathie-Täuschungsshow, bekommt einen Sendeplatz für eine „Doku“ im Anschluss:

„Nina Hagens Ufo-Jagd – Auf Alien-Suche in Roswell“, am Samstag, 15. November 2008, ab 22.30 Uhr auf ProSieben (mal angenommen, der Löffelbieger und seine Aliens überziehen nicht).

In ihrem Reisegepäck: Ein Sonnenschirmchen, eine Friedens-Fahne und eine gehörige Portion Neugier.

Und eine noch gehörigere Portion Voreingenommenheit. Wäre sie wirklich neugierig, würde sie sich auch für die Gegenargumente interessieren – aber damit lockte sie ja keinen Zielgruppen-Hund hinter dem ProSieben-Ofen hervor.

Gab es 1947 tatsächlich einen Alien-Crash? Hatte die US-amerikanische Luftwaffe wirklich ein „unbekanntes Flugobjekt“ in ihrem Besitz? Und wurde anschließend alles von der Regierung vertuscht?

Die skeptisch–vernünftige Antwort lautet natürlich 3x nein. Aber wen befragt die schrille Berlinerin?

Antworten auf ihre Fragen geben ihr Atomphysiker, Ufo-Autoren, Besucher des gerade stattfindenden Ufo-Festivals und ein Mann, der von sich behauptet, halb Mensch, halb Alien zu sein.

Was einen Atomphysiker zu einer Alien-Antwort qualifiziert? Ist doch klar: Dass er, Stanton Friedman, ein Buch darüber geschrieben hat und…

… offen zugibt:

„Ich bin neidisch auf Nina, weil ich noch nie einem Ufo begegnet bin. Seit 50 Jahren untersuche ich Beweise für fliegende Untertassen. Es liegen nämlich überwältigende Beweise vor, dass die Erde von außerirdischen Raumschiffen besucht wird.“

Nina Hagen „Beweise“? Das darf bezweifelt werden. „Beweise“ höchstens für diejenigen, die unbedingt glauben wollen und echte Beweise oder kritische, plausiblere Erklärungen schon fast zwanghaft ignorieren. Was sicher auch auf die anderen oben aufgezählten Befragten zutrifft, inklusive der „Dokumentierenden“ selbst, die über ihre eigene „UFO-Begegnung“ berichtet:

„Damals habe ich in Malibu gewohnt, als ich mitten in der Nacht ein Ufo sah. Ich war völlig geflasht.

Vorher oder nachher?

Wunderschöne Lichter strahlten mich an, ich hatte nicht die mindeste Angst, herrliche Energie hat mich überwältigt. Drei Wesen standen in dem Ufo, aber keins davon hat sich bewegt. Es war eine überwältigende Erfahrung.“

Andere Leute nennen sowas entweder (Drogen-)Rausch – ich will Nina hier jetzt nichts Illegales unterstellen, aber objektiv gesehen kann man es ja nicht ausschließen –, Traum oder hypnagoge/hypnopompe Halluzinationen. Zitat GWUP:

Diese Halluzinationen haben mit gewöhnlichen Träumen nichts zu tun, sie scheinen meist völlig realistisch, und die Betroffenen sind von der Wirklichkeit ihrer Erinnerung absolut überzeugt. Auch viele Berichte von Menschen, die sich an eine Entführung durch UFO-Wesen erinnern, haben alle Merkmale, die für solche hypnagoge oder hypnopompen Zustände charakteristisch sind.

Was wird am Ende in dieser Sendung übrigbleiben? Mit Sicherheit keine objetive Dokumentation. In Anlehnung an Ninas Kommentar zu dem Halb-Mensch-halb-Alien-Mann würde ich sagen: Der Zuschauer wird absolut manipuliert. Ganz böse Geschichte.


Linktips:


Hagen-Foto © Tomasz Sienicki / Wikipedia

Uri Geller live, drei „Aliens“ und keine UFOs

Dies ist nur der Vorbericht zur Sendung.
» Zum Live-Bericht hier klicken!

Das ist es jedenfalls, was ich bei der Sendung „Uri Geller live – Ufos & Aliens: Das unglaubliche TV-Experiment“ am Samstag, 15. November 2008, ab 20.15 Uhr auf ProSieben erwarte. Sind doch die Gäste in gewisser Weise tatsächlich drei „Aliens“:

Nun denn, wie bei den Zaubershows mit Geller-Gequassel namens „The Next Uri Geller“ werde ich mir dieses Machwerk antun (und hoffentlich aushalten) und quasi live darüber berichten (oder zumindest kurz nach der Show meinen irdischen Senf dazugeben, evtl. mit Zwischenberichten). Wobei ich nicht der einzige bin, auch Uwe, der „The Next Uri Geller“ grandios kommentiert hatte, will live darüber nörgeln.

ProSieben schreibt u.a. über diese Sendung:

Uri Geller zweifelt nicht an der Existenz von Außerirdischen:
„Mein Leben lang glaube ich an Ufos und Aliens. Jeder sollte einmal in einer sternenklaren Nacht in den Himmel schauen und sich fragen: Ist es wirklich möglich, dass wir allein sind? Ich denke, das kann niemand sagen.“

Nur vergisst der Oberlöffelbieger, zwischen außerirdischem Leben irgendwo im All und tatsächlichen Besuchen hier auf der Erde zu unterscheiden – er denkt wohl, das ist alles gleich „um die Ecke“ und schnell zu erreichen.

Siehe dazu auch: » Beweis- und Glaubensfragen und die eigenwillige Gedankenwelt eines Uri Geller.

Mit einem einmaligen Experiment will er versuchen, Kontakt aufzunehmen

Nullmalig wäre besser – denn das wird sicher kein Experiment, das diesen Namen verdient, sondern die nächste Geller’sche Volksverdummung. Mit Millionenpublikum. Wo „The Next Uri Geller“ noch die Zaubertricks der Kandidaten leidlich unterhaltsam waren, kann das hier doch nur eine „Freak-Show“ werden…

Gemeinsam mit den Zuschauern wird der weltberühmte Mystifier Nachrichten über ein Radioteleskop ins All schicken. Was wird als Antwort zurückkommen?

Nichts. Auf keinen Fall in den nächsten Jahren. Alles andere kann nur getrickst sein. In der TV DIGITAL steht zu diesem Problemchen (Hervorhebung von mir):

1974 schickte der Astrophysiker Frank Drake in Arecibo eine Botschaft in Richtung des Sternenhaufens M 13. Sie kommt dort allerdings erst in 20000 Lichtjahren[sic!] an. Weil Uri Geller aber nicht so lange warten möchte, wird er in der Show neben Radiowellen auch auf ein anderes Mittel setzen: „Ich brauche die Hilfe der Zuschauer“, sagt der in England lebende Mentalist. „Mit der kollektiven Kraft unserer Gedanken können wir den Kontakt herstellen. Das wurde noch nie versucht.“

Noch nie versucht? Geller hat sich nach so langer Zeit tatsächlich einen neuen Trick einfallen lassen?? Ein Wunder! Aber wahrscheinlich besteht das Neue nur darin, dass diesmal angebliche Außerirdische anstelle von Menschen die angeblichen Telepathie-Empfänger und -Sender sind.

Aber egal, wie sie das inszenieren, ich hatte ja schon im September die wahren Grüße der Aliens empfangen – Raumzeit-Schleifen sei Dank. ;)

Lassen wir zum Schluss Erich von Däniken zu Wort kommen (aus dem Interview in der TV DIGITAL):

Sie glauben wie Uri Geller an die Existenz Außerirdischer. Wann können wir Aliens treffen?
„Die Maya in Zentralamerika haben für die Wiederkunft ihrer Götter, also der Außerirdischen, ein Datum angegeben. Glaubt man dem Kalender, dann wäre es der 21. Dezember 2012. Aber man muss das Datum umrechnen auf unseren Kalender. Eine sehr unsichere Geschichte.“
Was für ein Glück für Sie, sonst könnte man Sie womöglich festnageln, oder?
„Ja, und dann sagen alle: Ätschbätsch!“

Ätschbätsch! Das können auch die alle sagen, wenn sie wieder Leute gefunden haben, die ihren Stuss glauben…

Dies ist nur der Vorbericht zur Sendung.
» Zum Live-Bericht hier klicken!