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Anti-Wissenschaft

Außerirdische Grüße an Uri!

Die folgende Botschaft erreichte meine hyperhochempfindlichen cimddologisch gezimmerten Sensoren auf verschlungenen Wegen durch noch nicht näher erforschte Raumzeit-Schleifen – den genauen Ursprung in Raum und Zeit kann ich deshalb leider noch nicht ermitteln.


An: Uri Geller und seine Seelenverwandten
Von: Eure Freunde vom Planeten ...1
Betreff: Haaalloooo!

Liebste Freunde,

wir haben uns echt ganz toll über Eure Nachricht gefreut, weil wir schon gar nicht mehr damit gerechnet haben, dass es noch so viele abgespacete Träumer gibt, die an uns glauben. Wirklich cool! Das bringt wahnsinns POSITIVE SCHWINGUNGEN!

Extra für Euch, unsere größten Fans, sind wir sofort ganzheitlich zu Euch losgeflogen. Leider, leider können wir wegen feinstofflichen Raumzeitturbulenzen im Hyperraum nicht genau sagen, wann wir ankommen werden, aber mit Unterstützung der GROßEN URGÖTTIN werden wir es sicher vor Eurem übernächsten Weltuntergang schaffen.

Eine riesige Ladung UNIVERSELLE ENERGIE wartet auf Euch... aber, nun, wir müssen erst mal mit Euch reden, ne?

Liebster Uri,
bitte hör auf, ständig Löffel zu verbiegen, das verbiegt die Raumzeit im ganzen Multiversum! Das finden wir gar nicht gut, weißt Du? Sogar einfache StellarNet-Mails wie diese können in der Zeit verloren gehen, und nicht mal die MEISTER der universellen Hierarchie können dann noch helfen, und das macht sie ganz traurig.

Liebste Nina,
weißt Du, dass Dein Styling jetzt der letzte Schrei hier bei uns ist?!? Oh, und es war megageil, wie Du den „vernünftigen Wissenschaftler“ (pah!) damals vergrault hast – einfach überirdisch!2 Kannst Du uns etwas von deiner enormen LICHTENERGIE abgeben? Die Kollegen von Deiner letzten Begegnung damals waren begeistert von der bewußtseinserweiternden Wirkung!

Liebster Erich,
supi, wie Du die Reise zu Deiner eigenen WAHRHEIT geschafft hast und nach so vielen Jahren noch davon zehren kannst! Doch schaadee, dass alle Deine Ufo-Beweise gemeine Fälschungen des TEUFELS sind. :( Bete zur HERRIN, dass Sie Dir hilft, den rechten Weg wieder zu finden, dann bringen Dir die lieben ENGEL auch die *echten* Beweise, die Du so sehr ersehnst.

Liebster Vincent,
ach komm, lass doch die Raben frei. Es ist schlecht für’s Karma, die Geschöpfe von Mutter Natur, der All-Kraft, der GÖTTIN, für seine eigenen Zwecke zu benutzen – und außerdem müssen alle anderen Raben Überstunden schieben, um all die Seelen ins TOTENREICH zu geleiten. Also bitte, gib sie frei, wenn Du sie liebst, jaa?

Okily-dokily, nicht böse sein, ne? Dann hoffentlich bis bald!

Spirituelle Grüße mit viel violetter Liebe,
Eure außerirdischen Freunde

 


Wie u.a. Wunschliste.de berichtet, plant ProSieben am 15. November eine Sendung namens „Uri Geller live – Ufos & Aliens: Das unglaubliche TV-Experiment“, in dem er über ein Radioteleskop Nachrichten versenden will. Gesprächsgäste im Studio: neben „The Next Uri Geller“-Gewinner und Rabenväterchen Vincent Raven der Präastronautik-Phantast Erich von Däniken und „Sängerin“ und Esoterik-Exzentrikerin Nina Hagen. :roll:

Siehe auch:
» Beweis- und Glaubensfragen und die eigenwillige Gedankenwelt eines Uri Geller;
» Vorbericht zur Sendung.

  1. hier war leider eine Übertragungsstörung []
  2. Sie spielen offenbar auf den kleinen Eklat bei „Menschen bei Maischberger“ im Oktober 2007 an, wo sie mit ihrem Ufo-Gequassel Joachim Bublath vertrieben hat; siehe z.B. SZ. []

Heilen mit Strichcodes

Strichcode im Nacken Heilen mit Strichcodes – was für eine selten dämliche Suchanfrage, dachte ich, als ich sie in den Logs gefunden habe. Doch ich vergaß: Nichts ist zu dämlich, um nicht schon von esoterischen Phantasten1 verwurschtelt und an den Mann und die Frau gebracht worden zu sein. So auch in diesem Fall, denn es findet sich direkt bei Amazon ein Buch mit dem Titel „Neue Homöopathie nach Körbler 3: „Heilen mit Strichcodes“, 8. Körbler-Tagung 2006″.

Schon lustig, da nennt ein Elektrotechniker(!) in den 80-er Jahren seine Vorstellung von, ja, Schaltungen im Energiefluss des menschlichen Körpers „Neue Homöopathie“, und was hat sie mit der klassischen Homöopathie gemeinsam? Ausschließlich die Tatsache, dass „Behandler und Patient/Kunde an die Methode glauben müssen, um einen möglichen Placeboeffekt zu erzielen“ (Zitat EsoWatch). :lol: Ob Homöopathen mal dagegen geklagt haben?

Wir haben also Strichcodes und Symbole statt Globuli, Wünschelruten statt Gespräche, wissenschaftlich nicht haltbare „Energien“ statt bis zur totalen Wirkstofflosigkeit verdünnte Präparate. Nun ja, jedem Esotierchen sein Plaisierchen…

Eine bayrische „Gesundheitsoase Bauernhof“ alias Stadler-Hof, die neben den üblichen Wellness-Angeboten auch unzählige Esoterik-Behandlungen und -Seminare bietet, inseriert übrigens in einer aktuellen regionalen Wochenzeitschrift (deren Sonderseiten „Wellness & Gesundheit“ sich gleich mit einem Homöopathie-Artikel disqualifizieren) u.a. für ein Wochenendseminar zu dieser angeblichen „Informationsmedizin“ für schlappe 250€, anscheinend ohne Verpflegung und Übernachtung.2

Dazu passend (und von Amazon vorgeschlagen) das Buch „Medizin zum Aufmalen – Heilen durch Informationsübertragung und Neue Homöopathie / Praxiserfahrungen mit den Körbler’schen Zeichen“ von Petra Neumayer und Roswitha Stark. Aus den Pressestimmen, Prisma Dez. 2006/Jan. 2007:

Was hat der Eismensch ‚Ötzi‘ mit dem neuen Verständnis der Heilung zu tun?

Dass die „Neuen Homöopathen“ ihn benutzt haben, um auf ihren Kram aufmerksam zu machen; offensichtlich konnten sie ihre „Erkenntnisse“ noch so hinbiegen, dass sie seine Tätowierungen damit in Einklang bringen konnten.

Ötzi hat sich, im Gegensatz zur heutigen Apparatemedizin, der Prinzipien der energetischen Medizin bedient.

Was soll erstens ein Mensch, der vor 5300 Jahren gelebt hat, von der heutigen Apparatemedizin gewusst haben, und wie soll sich zweitens seine Mumie gegen die Unterstellung mit der „energetischen Medizin“ wehren können?

Von Layena Bassols Rheinfelder, selbst eine Buchautorin und Anbieterin auf diesem Gebiet mit etwas, das sie „PraNeoHom“ nennt – von ihr gibt es auch ein knapp zehnminütiges Einführungsvideo; die Präsentation ist vielleicht etwas lahm, aber so viel Schmarrn kann man wohl nicht stärker komprimieren, ohne dass er an den Seiten herausquillt und vielleicht die Strichcodes verschmutzt – kommt eine weitere Pressestimme (wo auch immer) vom August 2006:

Dem Neueinsteiger ermöglicht das vorliegende Werk einen Anfang, ein Hineinschmecken, vielleicht sogar eine Öffnung in ein ‚Sich-Einlassen‘ auf unbegrenzte Möglichkeiten.

Unbegrenzte Möglichkeiten, sich selbst in die Irre zu führen und/oder seine Mitmenschen für blöd zu verkaufen und/oder des Geldscheffelns, möchte man ergänzen…

Kurzbeschreibung:
Seit jeher nutzten indianische Völker Zeichen und Symbole, um Kraft und Mut zu stärken. Auch auf dem berühmten Eismenschen „Ötzi“ fand man auftätowierte Striche an verletzten Körperteilen, und der Scanner an der Supermarktkasse erkennt das Produkt am Strichcode… Symbole, einfache Striche und Zeichen werden seit Urzeiten und in zahlreichen Kulturen eingesetzt, um Informationen zu übermitteln und die Selbstheilungskräfte zu mobilisieren. […]

Hey, die Strichcodes heilen Supermarktkassen! Super, das wusste ich ja noch gar nicht! Das sollte nun wirklich das Argument gegen RFID-Etiketten sein!

Rücken mit Pfeilen Natürlich muss man das ganze auch parawissenschaftlich „belegen“ – und passenderweise verweist die Automatik von Amazon auch auf „Das Kraftfeld der Symbole: Logos. Schriftzüge. Runen. Pyramiden. Kultische Zeichen. Kosmische Hieroglyphen u. v. m. radiästhetisch untersucht“ von Hartwig Fritze.

Es wäre übrigens ein Trugschluss, dass Buchtitel umso länger sind, je verrückter die enthaltene Aussage ist – Amazon listet nämlich Balders und Drekslers Buch samt Untertitel und muss dabei „WUNSCH-BULLSHIT IM UNIVERSUM. Eine Kritik der Wunsch-Bestellungen im Universum von Rhonda Byrne, Pierre Franckh, Bärbel Mohr, Esther Hicks und Kurt Tepperwein – auf dem schmalen Grat zwischen Nicht-mehr-Satire und Noch-nicht-Wissenschaft balancierend“ schon abkürzen.

Bei Amazon gibt es netterweise die Einleitung von „Das Kraftfeld der Symbole“ zu lesen – sie beginnt damit, auf Basis einer mythologischen Geschichtensammlung, in diesem Fall der Genesis („Am Anfang… Gott sprach“ usw.), und der Banalität, dass ein Architekt eine Idee von einem Haus haben muss, bevor er es baut, über ein schönes Non sequitur zu „begründen“, dass Gedanken auch „Schwingungen“ und „Kraftfelder“ haben und sich diese in Schrift und Symbole übertragen.

Und die Mystiker sprachen: Es werde Unsinn. Und so geschah es.
Und die Mystiker sahen, dass es gut war,
gut, um sich selbst und andere Leichtgläubige zu täuschen.
Und es ward Abend und es ward Morgen: der nächste Quark.

Und da es in diesem Buch schließlich um Radiästhesie geht, können diese Schwingungen und Felder natürlich mit Wünschelruten und Pendeln „gemutet“ werden. „Muten“ ist der Fachausdruck für das Aufspüren von was auch immer gerade gefragt ist mit Wünschelruten und Co. Ich glaube, der Begriff kommt von „mutig, so ein Zeug weiterzuerzählen“.

Aber warum sich mit einem einzelnen verschwurbelten Fehlschluss begnügen? Der Leser soll ja schließlich in der Einleitung schon sehen, was ihn erwartet!

Wenn aber die Materie schwingt, also elektromagnetische Wellen aussendet, was sich mit Hilfe einer Wünschelrute erfassen läßt, dann sind logischerweise auch Gedanken, die ja in Form geistiger Konzepte aller Materie zugrunde liegen, nichts anderes als elektromagnetische Schwingungen.

Wer jetzt meint, unsere modernen Messgeräte hätten sowas ja aufspüren müssen, bekommt die praktische ausweichende (und überhaupt nicht überraschende) Ergänzung:

Allerdings liegen diese Schwingungen in einem Frequenzbereich, für dessen Erfassung es heute noch keine ausreichend empfindlichen Meßgeräte gibt. Wohl aber ist der hochempfindliche „Universalsensor Mensch“ in der Lage, mit diesen Kraftfeldern zu kommunizieren, wobei dem Radiästheten Wünschelrute und Pendel als geeignete Hilfsmittel zur Seite stehen.

Ob der Frequenzbereich im Rest des Buches noch spezifiziert wird, weiß ich nicht, aber die Vermutung, dass das nicht der Fall ist, ist sicher nicht aus der Luft gegriffen. (Woher wissen sie dann eigentlich, dass es elektromagnetische Schwingungen sind?)

Geeinget sind die genannten Hilfsmittel auf jeden Fall – nämlich dazu (und nur dazu), die eigenen Wunschvorstellungen sichtbar zu machen.

[…] Die mentalen Fähigkeiten der Radiästheten ermöglichen es, in Grenzbereiche einzudringen, die rein physikalischen Meßmethoden bisher noch unzugänglich sind.

Denn physikalische Messmethoden sind nicht in der Lage, sich Dinge zusammen­zuphantasieren, dafür braucht man eben immer noch Menschen.

Bei der Arbeit im mentalen Bereich ist allerdings die Gefahr von Mutungsfehlern infolge von Wunschdenken sowie physischen und psychischen Einflüssen groß.

Wünschelrutengänger Das merkt man. Schon an der Wahl einer Messmethode, die nur auf Wunschdenken bzw. den von einer bewussten oder unbewussten Vorstellung einer Bewegung ausgelösten ideomotorisch induzierten Muskelimpulsen basiert, auch Carpenter-Effekt genannt. (Vgl. Linktips unten.) Seriöse Tests mit Wünschelrutengängern kommen nie signifikant über Zufallsergebnisse hinaus.

Mithin sind Wünschelruten und Pendel alles andere als wissenschaftlich haltbare Messmethoden, selbtsverständlich unabhängig davon, ob man den Aussagen, es gäbe keine physikalische Messmethode für die hier auftretenden Kräfte, glaubt oder nicht.

Um die Fehlerquote möglichst gering zu halten, wurden die erzielten Resultate von anderen Radiästheten überprüft, die die Aufgabenstellung, nicht aber die Ergebnisse kannten. Hier werden also nur solche Resultate vorgestellt, die den Blindversuch bestanden.

Wenn es ein richtiger (Doppel-)Blindversuch war: Alle Achtung. Aber irgendwie glaube ich, dass die Radiästheten die Symbole und Schriften doch gesehen haben – und nicht zuletzt durch ihre esoterische „Vorbildung“ ist es nicht unwahrscheinlich, dass sie dieselben Formen ähnlich bewerten. Z.B. dürfte kaum einer bei einem wilden Zickzackmuster von großer Harmonie sprechen, wohingegen bei einem Wellensymbol „fließend“ überzufällig häufig in der Beschreibung zu finden sein könnte…

Was lernen wir also daraus: Beobachtet eure Suchanfragen, damit euch kein unwissenschaftlicher Stuss entgeht. :mrgreen:


Linktips:


Fotos (Orig. ohne Barcode/Pfeile): Nathalie P – Fotolia.com; Elena Vdovina – Fotolia.com; lavotini / flickr (CC-by-nc-Lizenz)

  1. …um auf Wörter zu verzichten, die als justitiable Beleidigungen aufgefasst werden könnten… []
  2. Kann es eigentlich noch Zufall sein, dass ich gerade jetzt, wenige Tage nach der Strichcode-Suchanfrage, zum ersten Mal ein Inserat mit dieser „Medizin zum Aufmalen“ (so auch der Seminar-Titel) sehe? ;) []

(K)ein Horoskop für den LHC

Sternzeichen-Uhr Astrologen halten ja viel von ihren Horoskopen, und so verwundert es nicht, wenn sie auch zu medienpräsenten Großprojekten wie dem LHC etwas zu sagen haben. Was der den Lesern von Astrodicticum Simplex und Kritisch gedacht bekannte Astrologe Markus Termin am Vorabend des Starts des LHCs am 10.9. in seinem Atikel dazu geschrieben hat, ist aber doch etwas, ähm, anders.

(Ich hatte mir durchaus überlegt, ob es überhaupt sinnvoll ist, auf sowas einzugehen und ihm die unverdiente Aufmerksamkeit zu verschaffen, noch dazu so spät (da ich recht beschäftigt war und mir meine Montreux-Bilder wichtiger waren), aber sei’s drum; ein paar kurze Kommentare kann ich mir nicht verkneifen.)

Schon der Titel „“Teilchen” (sic!) beschleunigen“ mutet seltsam an – was soll denn an „Teilchen“ falsch oder widersprüchlich oder sonstwie so hervorhebenswert sein, das dieses sic! rechtfertigt? Selbst in seinem Artikel wird das nicht klar.

Der Beginn lässt noch eine astrologische Betrachtung dieses Mega-Forschungsprojektes vermuten:

Nürnberg 21:12 – wenn der Mond durch die Zeichen geht, dann aktiviert er in unserem Horoskop, also auch in unserer Seele, eben jenen Bereich, den er durchwandert. Die Konjunktion mit Jupiter bringt, es ist offensichtlich, das unglaublichste Wetter, zumindest bei uns,

Und anderswo, wo kein so unglaubliches Wetter ist, besteht dann keine Konjunktion von Mond und Jupiter? Und was ist mit Genf, wo der LHC steht? Ist das nicht etwas arg willkürlich, selbst für die Astrologie?

und so wird der Liebe Gott die Gedankenkraft angeregt haben, die uns dazu bringen will, die Welt neu zu interpretieren.

Das lokale Wetter und die spekulative Gedankenkraft-Anregung durch einen „lieben Gott“ haben also durch die Bewegung des Mondes eine astrologische Verbindung?? Und das jetzt, obwohl Plan und Bau des LHC auch schon vor etwas längerer Zeit begonnen haben?

Auch morgen wird der Mond noch im Steinbock sein. Man neigt im Steinbock-Mond mehr zu mathematischen, denn zu sprachlichen Kenntnissen, und das ist interessant, weil die Herren Wissenschaftler – falls was passiert, werden sie sagen: “sorry, wir mußten es einfach ausprobieren!” – […]

…und dies ist der erste einfach mal eingeschobene Nebensatz, der nichts mit dem Rest zu tun hat, sondern schlicht die Wissenschaftler schlechtmacht. Es ist nicht der einzige, so wird (trotz des Lobes, nicht den 11.9. als Start gewählt zu haben) ein Sichlustigmachen über die Terroranschläge unterstellt — „…ob nicht auch der nine eleven Tag – “was war das gleich? – oceans eleven – hahaha …” in Frage kommt“ —, und später folgt ein indirekter Vergleich mit Kriegstreibern:

Der Grund [für die Gefährlichkeit] ist dieser – und das wissen Physiker, nur sind sie Hasardeure, ein Wort, dessen Revitalisierung wir Gerhard “Gasprom” Schröder in Beschreibung des Georgien-Kriegs (lassen wir das euphemistische “Konflikt”) “verdanken” – man braucht ein halbes Atomkraftwerk, um so ein winzig kleines Teilchen auf 180 zu bringen: no lie!

Verpufft so nicht jeder Rest-Anspruch an Seriosität, den er für seine Astrologie und seine Website haben mag?

LHC Das war übrigens auch Termins „Antwort“ auf die Frage „Warum ist das Experiment am CERN in Genf so gefährlich?“ Ich sehe da irgendwie keinen Zusammenhang mit dem hohen Energiebedarf der gesamten Anlage (von der das meiste für die Kühlung und den Betrieb an sich draufgeht). Höchstens einen Zusammenhang mit der Argumentation dem verschwurbelten Schwadronieren darüber, dass er den eigentlichen Zweck des LHC, die Physik Schwarzer Löcher1 und die ach so großen Gefahren besser kenne als alle Beteiligten, garniert mit seinem Glauben an eine nichtkonstante Lichtgeschwindigkeit und abstrusen Vergleichen…

In Wirklichkeit offenbart er nur seine grundlegende Unkenntnis der Physik, den offensichtlichen Unwillen, sich selbst mal ordentlich zu informieren – leider weit verbreitet –, und die Verachtung der generell ach so bösen Wissenschaftler. Die ganzen Einzelheiten erspare ich euch lieber; hier nur ein Beispiel:

Welches Experiment? Es geht um einen Geschwindigkeitsrekord: man will fast Lichtgeschwindigkeit erreichen; jeder ahnt, dass damit, könnte man die Marke tatsächlich knacken, die Erde WARF-Antrieb bekommen würde: willkommen auf der Brücke, Captain James Tiberius Kirk!

Jeder ahnt, dass er sich in der Roddenberry’schen Science-Fiction offenbar genausowenig auskennt wie in der Physik: Weder basiert der Warp-Antrieb darauf, Materie selbst auf (Über-)Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen2, noch lassen sich Teilchen mit Ruhemasse gemäß der Relativitätstheorie überhaupt auf Lichtgeschwindigkeit bringen, geschweige denn darüber hinaus. (Und die hohe Geschwindigkeit ist nur Mittel zu dem Zweck, hohe Energien zu erreichen, und nicht das eigentliche Ziel des LHC.)

Worin liegt also die Gefahr des LHC?

ängstlich Ich würde sagen: Darin, dass alle möglichen Panikmacher und Aufmerksamkeitsheischer, die entweder keine Ahnung von der Materie haben bzw. glauben, nach ein paar gelesenen Internetseiten mehr zu verstehen als nach einem mehrjährigen Physikstudium, oder deren Einwände bereits widerlegt wurden, daherkommen und die Leute verwirren und verängstigen, und dass denen, die Wissenschaft und Wissenschaftler verachten, dadurch ein Anlass geboten wird, dieser Verachtung Ausdruck zu verleihen, wodurch latente Wissenschaftsfeindlichkeit, die es in Teilen der Bevölkerung sicher gibt, weiter geschürt wird.

Jener Artikel endet mit einem Horoskop-Chart – also Grafik und Tabellen für die Planetenpositionen und -beziehungen. Aber nicht für den LHC – das wäre auch zu naheliegend. Nein, für ein Foto des Mondes mit dünner Bewölkung, von ihm am 9.9. um 19:47 in Nürnberg aufgenommen, das er weiter oben eingebunden hat. Also Zeit und Ort, die nichts mit dem LHC (rund 500 km entfernt, Start um 10:28 MESZ am 10.9.) zu tun haben. Wozu? Kommt es in der Astrologie nicht auf den möglichst genauen Punkt in der Zeit und auf der Erde an, wie sie einem immer weismachen will?

Mir scheint, er wollte den Artikel einfach nicht ohne eine seiner geliebten Horoskop-Grafiken beenden3, Hauptsache er konnte seine Angst vor der Wissenschaft im Allgemeinen und dem LHC im Speziellen kundtun, seine Verachtung für Wissenschaftler einstreuen und unfreiwillig seine Unkenntnis darlegen…

P.S.: Für den Tag des morgigen “Experiments” stehen Sonne und Uranus in genauer Opposition. Wird schon schiefgehen!

Oh, doch noch etwas Horoskopisches zum LHC. Und in welch Ausführlichkeit!

Wie schreibt er doch in einem anderen Beitrag (der auch nicht grad von mehr wissenschaftlichen Wissen zeugt4):

Freilich läßt solcher Wahnsinn sie nicht nach Fehlern im System suchen, sondern sie sind begeistert von ihrem Hokuspokus.

Das Zitat sollte ich mir merken… Er spricht zwar über die Physiker – aber noch viel besser passt dieser Satz auf Astrologen, finde ich. Und auf irrationale wissenschaftsfeindliche Weltuntergangs-Verschwörungstheoretiker.


Linktips:


Update: Er hat, wie er mir auch freundlicherweise mitgeteilt hat, nun ein LHC-Horoskop erstellt – und kombiniert es gleich auf, sagen wir, kreative Weise: Teilchenbeschleundiger und Kreditkriese [sic!].


Fotos: Sternzeichenuhr zager/sxc; LHC poluz/flickr; Gesicht scol22/sxc

  1. er „vergisst“ z.B. die Hawking-Srahlung []
  2. stattdessen wird der Raum verbogen []
  3. und er verzichtet gar auf eine Interpretation – fürchtet er etwa, es würde Nachteiliges über ihn selbst aussagen? ;) []
  4. z.B. hält er die Zeitdilatation für Unsinn, die aber z.B. beim GPS eine Rolle spielt und auch sonst mehrfach bestätigt ist []

Suchbegriffe – LHC-Edition

LHC Willkommen zur neuesten Ausgabe der Suchanfragen-Beantwortung – eine Sonderausgabe zum gestern erfolgreich in Betrieb gegangenen LHC.

Für die, die’s noch nicht wissen: Mit den grau hinterlegten Suchanfragen haben Leute hierher gefunden, und ich ab sie weder gekürzt noch erweitert noch erfunden.

LHC funktion
Unter beiden Links oben im ersten Absatz und den Linktips unten solltest du genug Informationen und weiterführende Links finden.

lhc verschwörungstheorien
Unnötig, es wird auch so viel Unsinn darüber publiziert und gesucht, siehe die nächsten Suchanfragen…

lhc weltuntergang
Nein. Auch wenn du es dir noch so sehr wünschen solltest. Obwohl, angesichts der vielen Hundert Kommentare, die sich beim Astrodicticum Simplex schon angesammelt haben – und zwar in dieser Menge nur dadurch, dass die unnötigerweise ängstlichen (mitunter von den Panikmachern unter den Medien verängstigten) Leute lieber dieselben Fragen immer und immer wieder stellen und sich zum Teil weigern, zumindest den zugehörigen Beitrag zu lesen und/oder endlich mal selber nachzudenken – wäre das vielleicht gar nicht so schlecht. ;)

weltuntergang deutsch
„Weltuntergang“ ist schon ein deutsches Wort, das brauchst du nicht zu übersetzen.

Nostradamus teilchenbeschleuniger
Na komm, Nostradamus konnte im 16. Jahrhundert doch noch gar nicht wissen, was das ist. In sein Geschwafel kann (und wird leider auch) natürlich alles Mögliche hineininterpretiert werden, aber erstens ist es ohnehin vernünftig anzunehmen, dass so eine Zukunftsvorhersage unmöglich ist – bis zum Beweis des Gegenteils zumindest, der aber noch immer aussteht –, und zweitens passen solche Interpretationen überraschenderweise immer erst hinterher so gut…

LHC welche energien
Gut, eine ernsthafte Frage zwischendurch: Die einzelnen kollidierenden Protonen haben eine Energie von 7⋅1012 eV (7 TeV), bzw. die Gesamtenergie bei der Kollision sind dann 14 TeV – verglichen mit 1020 eV bei Kollisionen der natürlichen Kosmischen Strahlung nur ein kleiner Furz. Ausgeschrieben:

         14.000.000.000.000 LHC
100.000.000.000.000.000.000 Natur

Das sind trotzdem nur 2,24⋅10–6 Joule (2,24 µJ) im LHC. Ein Händeklatschen setzt wohl mehr Energie frei, nur eben nicht auf kleinstem Raum. (Die Energie, die die ganze Anlage verbraucht, ist natürlich viieeel höher – etwa 120 MW, geschätzte 800.000 MWh für 2009 –, schließlich müssen die kollidierenden Hadronen erstmal beschleunigt und in ihrer Kreisbahn in extrem tief gekühlten Röhren gehalten werden, und diese Kühlung kostet auch eine Menge.)

Wozu also die ganze Angst, wenn die LHC-Experimente nur ein schwacher Abklatsch – nur eben unter kontrollierten Bedingungen mit Kollisionen an bekannten Stellen, an denen man riesige Detektoren drumrum gebaut hat – dessen ist, das schon seit Milliarden von Jahren überall im Weltall, auch in unserem hübschen kleinen Sonnensystem, passiert?

lhc jesus christus
Nein, der hat mit Sicherheit nichts dazu gesagt, hat er doch noch früher als Nostradamus gelebt. Aber er würde bestimmt etwas in dieser Art sagen:
(1) Wer dir das eine Hadron kollidiert, dem schleudere auch das andere entgegen. (2) Wer sich aber viel Mühe gibt bei der Beantwortung all deiner Fragen, den ehre dadurch, dass du auch liesest, was er schreibt (3) und schon zuvor geschrieben hat, (4) denn das irrationale Beharren auf der vorgefassten Meinung lange nach deren Widerlegung ist (5) der menschlichen Intelligenz nicht würdig.

anthroposophie lhc
Auf Kombinationen kommen die Leute :roll: – diese religiös-okkulte Esoterik-Lehre hat hier nun wirklich nichts verloren. Oder willst du ein paar Higgs-Teilchen – die reißerische, abwegige Bezeichnung „Gott-Teilchen“ (god particle) dürfte wohl keinem Wissenschaftler gefallen – in die homöopatischen „Arznei“-Mittel der Anthroposophen hineinmischen?

Hmm… wie wäre es eigentlich, wenn dieser ganze Anthroposophie-Kram samt der Werbung für ein „Erkältungsmittel“, die derzeit gar auf den Reiseplänen einiger(?) Züge der Deutschen Bahn zu finden ist1, in einem Schwarzen Loch verschwände?

Das wäre doch was, ein „intelligentes“ Schwarzes Loch, das nur den ganzen Unsinn verschlänge, der von panikmachenden, verschwörungs­theoretisierenden und esoterischen Volksverdummern produziert wird!

(Man darf ja noch mal träumen…)


Linktips:


LHC-Foto von poluz (flickr)

  1. gefunden im EC 194 und 195 []

Breaking News: Neues Element entdeckt!

ci Ein weiterer Teil meiner Satire-Serie über Esoterik und Pseudowissenschaft…
 


Den cimddologischen Superforschern ist die Entdeckung eines neuen chemischen Elementes mit der Ordnungszahl 0,3333… gelungen! Dieses Element verspricht vielfältige neue Anwendungen in der Cimddologie, die garantiert unserem Bankkonto Ihnen zugute kommen werden!

Wie es bei chemischen Elementen üblich ist, wählen die Entdecker den Namen des Neuzugangs im Periodensystem – wir haben uns für Quarktaschium entschieden. Ein wirklich deliziöser Name für ein delikates Element!

Einen kleinen Ausblick auf die großartigen neuen Möglichkeiten können wir bereits geben:

Sie haben doch sicher schon von Magnetunterlagen gehört, die meist für Wucherpreise feilgeboten werden? Hoher Preis, niedrige Herstellungskosten, noch niedrigerer Nutzen? Vergessen Sie diesen mistischen Myst am besten, der taugt doch nichts!

Unsere forschen Hyper-Forscher arbeiten bereits an Prototypen der neuen iMagNet- und iMagImmerNochNet-Unterlagen™ in bequemer Matratzen- und Hängematten-Ausführung mit überzeugender Wirkung! (Wer sich Magnetunterlagen und anderen kaffeefahrttypischen Kram andrehen lässt, lässt sich auch leicht von uns überzeugen… *räusper* Haben Sie nicht zufälligerweise Interesse am Franchising?)

Außerderm scheint Quarktaschium ersten Erkenntnissen zufolge prophetische Fähigkeiten zu wecken! Eine unserer Testpersonen hat nach dem Genuss von 25 kg dieser Wunder-Substanz Verse von sich gegeben, die an Klarheit und Deutlichkeit locker an Nostradamus heranreichen! Beispiele:

Nachts ist es kälter als draußen,
Die Karpfen fliegen schnell nach Hausen.

oder

Crouch lim colleague? Buoy, mitigate liturgy.
Phonic gazelle handwritten melt mammalian liturgy, liturgy.

Mit Sätzen wie diesen lässt sich nun wirklich alles vorhersagen, man muss nur das Gewünschte hineininterpretieren sie nur richtig interpretieren!

Seien Sie also gespannt auf die Zukunft!

Bla!